Männer und Abtreibungsmythen
Von Kevin Burke, LSW
Ein Vater, Tony, erzählt wie es war, als er von der ungeplanten Schwangerschaft erfuhr. Seine Freundin Jenny wollte unbedingt abtreiben, selbst als Tony sie inständig bat, das Kind zu behalten.
„Meine Gedanken gingen wie wild durcheinander…man hat so viele widersprüchliche Überlegungen und Gefühle. Einerseits versuchst du es in deinen Kopf zu kriegen, dass du ein Papa sein wirst, obwohl du das gar nicht geplant hast, und beginnst emotional eine Verbindung mit diesem Kind aufzubauen. Anderseits musst du dich davon abkoppeln, weil es vielleicht niemals ein Baby geben wird.“
Der Kontext der weitverbreiteten Annahme, dass eine Frau ein “Recht auf Abtreibung” habe, beinhaltet eine Attacke auf Herz und Seele dessen, was Vaterschaft bedeutet. Die reale Existenz des Kindes animiert diesen jungen Vater, egal unter welchen Umständen, seine Vaterrolle anzunehmen. Er fühlt sich jedoch völlig machtlos, denn die Weigerung seiner Partnerin, das gemeinsame Kind zu bekommen, fordert von ihm, seine Vatergefühle zu unterdrücken.
Glücklicherweise suchte Tony Hilfe, um mit seiner Wut und Trauer fertigzuwerden, da er die Abtreibung als Angriff auf seine Männlichkeit und Vaterrolle empfand.
Charlie Conner, der in Groß-Britannien mit Rachels Weinberg arbeitet, sagte in einem Interview der Zeitung Daily Mail über Abtreibungsfolgen bei Männern:
„Es ist normal, dass ein Mann Schuld und Scham empfindet – ein Trauerprozess muss natürlicherweise stattfinden… Das Schuldgefühl wird umso ausgeprägter sein, wenn der Mann die treibende Kraft zur Abtreibung war. Selbst wenn jemand nicht gläubig ist, kann er sich bestraft fühlen, wenn Probleme in seinem Leben auftauchen. Oder, wenn er andere Kinder hat, kann er unter der Angst leiden, dass ihnen irgendetwas Schlimmes zustoßen könnte; sozusagen als Strafe dafür, was er getan hat.“
Viele Mythen spinnen sich um die Annahme, dass die Abtreibung seines Kindes einem Mann letztlich nicht viel ausmachen würde. Die Realität sieht jedoch anders aus. Die auf verschiedenen Studien basierende Mythos-Liste erläutert:
Mythos #1 – Abtreibung ist eine private, persönliche Entscheidung zwischen der Frau und ihrem Arzt
Bei 95% aller Abtreibungen spielt der Mann bei der Entscheidung eine zentrale Rolle.
Mythos #2 – Männern geht’s nach der Abtreibung gut…sie sind meistens erleichtert. Und falls sie irgendwelche negativen Gefühle wegen der Abtreibung haben, geht das in der Regel schnell vorbei
Laut der größten Studie über Männer nach Abtreibung, antwortete die Mehrzahl der Befragten, dass sie noch nach Jahren über den Abbruch und das ungeborene Kind nachdenken. Viele gaben an, zu trauern und sich für ihre Rolle zu schämen, die sie bei der Abtreibung gespielt hatten.
Es ist zwar richtig, dass es zuerst eine Erleichterung war, weil die „Krise“ wohl bewältigt schien, aber wenn man an der Oberfläche dieser Aussage kratzt, kommen Gefühle des Mannes über seine Rolle bei der Abtreibungsentscheidung zutage, die verwirrend schmerzvoll sind. Reue, Kummer und Traurigkeit, Angst, Depression und Schlaflosigkeit kommen am häufigsten vor. Diese Gefühle werden von Männern oft durch Ungeduld und Wut ausgedrückt.
Mythos #3 – Falls Männer irgendwelche negativen Gefühle wegen der Abtreibung haben, können sie sie mit Freunden, der Familie oder einem Pfarrer/Pastor besprechen
Männer reden mit niemandem über die Abtreibung…nicht mal mit dem besten Freund. Abtreibung ist ihr schmerzvolles Geheimnis, unter dem sie in Einsamkeit leiden. Diese Isolation und das Unterdrücken von Scham, Schuld und Trauer macht Männer dafür anfällig, ihren Schmerz durch sexuelle Promiskuität, Pornografie, Drogen- und Alkoholmissbrauch zu ersticken. Viele Männer berichten, dass ihre Wutausbrüche gegenüber Angehörigen, Kollegen oder Vorgesetzen in direktem Zusammenhang mit einem nicht verarbeiteten Abtreibungserlebnis stehen.
Mythos #4 – Abtreibung hat keinen Einfluss auf zukünftige Beziehungen des Mannes
Nach der Abtreibung enden die meisten Beziehungen. Für den Mann ist eine Abtreibung ein verwirrendes Verlusterlebnis, weil es seine Sensibilität bezüglich Sexualität, Intimität und Elternschaft empfindlich stört. Die unverarbeiteten Gefühle von Scham, Wut und Trauer können zum Vorschein kommen, wenn er sein Leben wieder mit einer anderen Frau teilen möchte. Er kann sich schwer damit tun, Vertrauen und Intimität aufzubauen, was oft in zerrütteten oder gescheiterten Beziehungen endet.
Mythos #5 – Abtreibung hat keinerlei Einfluss auf die Beziehung des Vaters mit seinen zukünftigen Kindern.
Väter, die eine vorhergehende Abtreibung erlebt hatten, berichten, dass sie Verwirrung und Schuldgefühle empfanden, als sie später ein Kind erwarteten. Das Anschauen von Ultraschall-Bildern ihres Sohnes oder ihrer Tochter verbanden sie mit dem anderen Kind, welches sie gezeugt und durch Abtreibung verloren hatten. Solche auf Männer einstürmenden Gefühle können verhindern, dass sie so gute Väter und Ehemänner werden, wie sie es gern sein möchten.
Mythos #6 – Männer sterben nicht an Abtreibung
Wenn ein Mann machtlos zusehen muss, und nicht verhindern kann wie sein Kind abgetrieben wird, oder er der Entscheidung seiner Partnerin zögerlich zustimmt, diese jedoch später bereut, kann es ihn in eine lebensbedrohende Verzweiflung stürzen, bis hin zum Selbstmord.
Man muss sich vor Augen führen, dass die Tendenz zu impulsiven und selbstzerstörerischen Verhaltensweisen ein Ventil für die Wut und Hilflosigkeit sein kann, die viele Männer nach einer Abtreibung empfinden.
Solch ein Verhalten kann zu Verletzungen oder schlimmstenfalls zum Tod von Männern oder Angehörigen führen.
Mythos #7 – Reflektieren und helfen lassen
Obwohl es höchst unwahrscheinlich erscheint, dass du später mal irgendwelche negativen Gefühle oder Probleme nach einer Abtreibung hast, ist es das Beste, nicht mehr dran zu denken und einfach weiterzuleben. Heilungsprogramme helfen sowieso nichts und flössen dir nur Gewissensbisse oder Schlimmeres ein.
Dieses ist der entscheidendste Mythos; den Männer jedoch zerstreuen können, indem sie ihre Isolation aufgeben und den couragierten Männer folgen, die die Wahrheit über ihr Abtreibungserlebnis erkannt und Heilung gesucht haben. Ein Leben in Scham und Wut muss nicht sein. Heilsame Aufarbeitung bringt neue Hoffnung in dein Leben und wird dir und deiner Familie, sowie deinen Freunden und Arbeitsbeziehungen zum Segen sein.